Heilig Abend, das war ein Tag,
vor dem ich lange sehr viel Respekt hatte. Ich dachte, dass mein Heimweh an
diesem Tag schlimmer wird, als normal. Warum, das muss ich wohl niemandem
erklӓren. Aber je nӓher der Tag rϋckte, desto entspannter wurde ich. Ich habe
es geschafft, fϋr meine deutsche Familie Geschenke zu organisieren und mein
Bruder hat mir geholfen, fϋr jeden hier ein kleines Geschenk zu finden. Mit
meiner Mama habe ich mehrmals Plӓtzchen gebacken und in der Schule hatten Mira
und ich zu zweit eine kleine Weihnachtsfeier, bei der wir gesungen haben und
Plӓtzchen und Kuchen gegessen haben. Und wir hatten Brot, echtes
VOLLKORNBROT!!! Das hӧrt sich jetzt doof an, aber ich vermisse Brot...
Jedenfalls, am 24.12 gab es in
der Schule eine kleine Weihnachtsfeier, aber dort bin ich nicht hingegangen.
Stattdessen ging es mit meiner ganzen Familie nach Amritsar. Wer das nicht
kennt: eine Stadt im Norden Indiens, ziemlich nahe an der Grenze zu Pakistan.
Da sind wir ϋbrigens auch hingefahren. Als wir an Heilig Abend dort waren, sind
wir aber zu spӓt dran gewesen und konnten das Spektakel der „Flaggenzeremonie“
deshalb nur auf einer weit entfernten Leinwand anschauen. Da war ehrlich gesagt
nicht so viel zu sehen, aber es war schon ok.
Anschlieẞend ging es weiter ins
Hotel. Dort gab es dann eine wirklich putzige kleine Bescherung. Als ich aus
dem Bad raus gekommen bin, hat meine Familie Jingle Bells gesungen und die
Geschenke lagen, nicht unter dem Tannenbaum, aber auf dem Bett. Ich habe dann
ganz schnell meine dazu gelegt und es ging los mit dem Auspacken. Ich habe
wirklich schӧne Geschenke gekriegt und ich glaube, sie haben sich auch ϋber
meine gefreut. Fϋr meine Familie war es ϋbrigens das erste Weihnachtsfest, das
sie bis jetzt gefeiert haben.
Danach ging es weiter in den
Tempel. Und nicht in irgendeinen Tempel, sondern in den Goldenen Tempel, der
wichtigsten Anbetungsstette der Sikhs. Ich finde Tempel immer noch unglaublich
schӧn und ich liebe die Athmosphӓre in ihnen. Und noch dazu war das ein ganz
besonderer Tempel. Wie der Name schon sagt, ist er aus Gold gemacht. Und das
sieht so toll aus, wenn es dunkel ist und nur der Tempel, vor dem noch ganz viel Wasser ist,
beleuchtet wird. Wir haben dort dann gebetet und natϋrlich auch noch ganz viele
Fotos gemacht.
Am nӓchsten Tag, immer noch in
Amritsar, sind wir zuerst zu einem Mӓrtyrer-Denkmal und zwar Jallianwala bagh.
Wer historisch interessiert ist, sollte das mal googlen, fϋr die indische
Unabhӓngigkeit ist es ein sehr bedeutsamer Ort.
Danach sind wir noch in der
wunderschӧnenen Fuẞgӓngerzone, dem heritage walk, bummeln gewesen. Wir haben
Jelebian und Zuckerrohr gegessen und haben in einem kleinen, putzigen Laden
Essen gekauft, das aus Amritsar besonders gut sein soll.
Wir hatten meinen Papa mit
vereinten Krӓften dazu ϋberredet, nochmal zur Grenze zu fahren. Und zwar
pϋnktlich und mit Kontakten. So hat uns dann ein Soldat der Border Security
Force begleitet und wir konnten zum besten Parkplatz fahren und dann an den
anderen, wartenden Menschen vorbei zu unseren VIP-Sitzplӓtzen in der zweiten
Reihe. Das war schon ein ziemlich cooles Gefϋhl, es war, als wӓren wir wirklich
wichtige Leute.
Es ging noch nicht gleich mit der
Zeremonie los, sondern zuerst wurden noch patriotische Lieder gespielt und die
Menge wurde angefeuert. Manche Zuschauer haben auch getanzt und obwohl es
eigentlich warten war, hat es Spaẞ gemacht.
Aber dann ging es los. Die
Soldaten, die aber besondere Uniformen anhatten, haben mit der Zeremonie
begonnen. Sie haben eine Art „Choreografie“ vorgefϋhrt, bei der die indischen
und die pakistanischen Soldaten aufeinander abgestimmt ihre Schritte gemacht
haben. Es war unglaublich spannend und auch ziemlich emotional, meiner Mama
sind sogar die Trӓnen gekommen.
Da wird das Glϋck hatten,
jemanden der Soldaten zu kennen (der uns auch die Sitze so weit vorne
ermӧglicht hat), konnten wir danach noch direkt an die Grenze zu Pakisten, also
zum zero point, gehen. Ich war ungefӓhr zehn Zentimeter von Pakistan entfernt,
mein Bruder hat sogar seinen Fuẞ in das anderen Land gestellt. Ich habe das
auch ϋberlegt, nur mit der Hand, habe es dann aber gelassen, weil ich es zu
auffӓllig fand. Ich hӓtte auf die Idee mit dem Fuẞ kommen sollen. Jedenfalls,
danach konnten wir noch Bilder am Tor und mit den Soldaten machen. Es waren
zwei so schӧne Tage, die so schnell vergangen sind. Aber alles hat ein Ende und
so haben auch wir uns wieder auf den Weg nach Hause gemacht.




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